In den kommenden viereinhalb Stunden werden an diesem ganz normalen Montag hunderte Bürgerinnen und Bürger einen der Container auf dem modernen Betriebsgelände ansteuern. Dort können unter anderem Abfälle entsorgt werden, die nicht in die Gefäße passen: Sperrmüll, große Mengen an Papier, Pappe und Kartonagen, Metalle und Schrotte sowie Verpackungen. Auch nimmt das Team gegen Gebühr Grünabfälle, Autoreifen, kleine Mengen an Bauschutt, große Gegenstände (die kein Sperrmüll sind) und Altholz entgegen. So kostet beispielsweise ein 100-Liter-Sack Grün 70 Cent, ein Sack Restmüll drei Euro und ein Zehn-Liter-Eimer Bauschutt 70 Cent.
Feste Institution in Marl
„Der Wertstoffhof hat sich zu einer festen Institution in Marl entwickelt, was die jährlich Zehntausende Besucher unterstreichen. Zudem haben wir vor Ort bürgerfreundliche Öffnungszeiten, um den Menschen einen unbürokratischen Service zur Verfügung zu stellen. Angesichts der großzügigen und übersichtlichen Fläche des Wertstoffhofs können die unterschiedlichen Abfälle sicher entsorgt werden“, sagt Bürgermeister Werner Arndt nicht ohne Stolz.
Mit Kennerblick und Sachverstand
Benjamin Stephan hat an diesem Montag die erste Schicht am Kassen- und Kontrollhäuschen, ehe er nach rund eineinhalb Stunden mit einem Kollegen tauschen wird. Mit geschultem Kennerblick nimmt er Kofferraum und Anhänger ins Visier, fragt Fahrer oder Fahrerin nach deren Abfällen. „Natürlich kommt es vor, dass vielleicht mal etwas verschwiegen wird. Aber wir merken recht schnell, ob da jemand flunkert“, so Stephan. Und die geschlossenen Kastenwagen, kleineren Lkw oder Anhänger mit Plane werden ohnehin genauer unter die Lupe genommen.
Personalausweis bereithalten
In Marl dürfen übrigens ausschließlich Marler Bürgerinnen und Bürger ihre Abfälle entsorgen bzw. müssen diese Abfälle aus einem Marler Haushalt stammen. „Gerade mittwochs kommt es immer wieder vor, dass Menschen aus Haltern sich hier hineinmogeln wollen, weil an dem Tag der dortige Betriebshof geschlossen hat“, so Abfallberater Julian Wagner. Und auch bei den Kennzeichen außerhalb des Kreises Recklinghausen wird das ZBH-Team schon mal skeptisch. Deshalb sollte man immer seinen Personalausweis griffbereit halten.
Vielzahl an Containern
Ist der Gebührenobolus bezahlt, regnet es auch schon jede Menge Zahlen: Den Monitor bitte in die 4, den PC in die 9. Die zwei Eimer Bauschutt kommen in die 13. Grünabfall bitte in die 19. Und auf den kleinen Toaster wartet der Tisch vor Container 6. Wer sich die Vielzahl der Nummern nicht merken kann, bekommt aber problemlos 50 Meter weiter oben Unterstützung. Dort helfen in der Regel drei oder vier weitere Mitarbeiter auf der Suche nach dem richtigen Container, packen auch schon mal mit an, wenn ein Möbelstück sperrig ist oder eine körperlich Einschränkung Hilfe notwendig macht. „Wir helfen da, wo wir können bzw. wenn wir gefragt werden“, erklärt Vorarbeiter Martin Schuster, während er Lithium-Ionen-Akkus aus elektronischen Geräten entfernt. Nur Minuten später ist er am Besen gefragt, um im Bereich des Bauschutt-Containers Glasscherben wegzufegen.
102.000 Ladungen im Jahr
Von Langeweile ist auf dem Wertstoffhof also beileibe keine Spur. Bereits am Morgen hat die Sonne für üppige 25 Grad gesorgt – da ist die Arbeit alles andere als ein Zuckerschlecken, zumal es keine Pause beim Zustrom am Eingangstor gibt. Das „Kommen und Gehen“ hält permanent an. So waren beispielsweise allein im Mai dieses Jahres weit mehr als 9000 Fahrzeuge gezählt worden. „Im gesamten vergangenen Jahr waren es sogar 102.000“, weiß ZBH-Chef Michael Lauche.
Service wird geschätzt
Das Angebot wird also angenommen. Auch an diesem Morgen wissen zahlreiche Bürger den Service zu schätzen. Es wird sich ordentlich bedankt, ein netter Gruß hinterhergeschickt und nicht gemeckert. „Das ist aber nicht immer so. Gerade wenn es ums Bezahlen geht, zeigt hin und wieder mal jemand sein Unverständnis“, bedauert Martin Schuster.
Keine Akkus in den Geräten
Ernst genommen wird die Müllsortierung oben auf dem Hof. Nicht nur, dass Batterien und Akkus aus Sicherheitsgründen aus den Elektrokleingeräten entfernt werden müssen. „Denn diese“, so Michael Lauche, „sind entzündlich und erhitzen schnell: Das kann zu Bränden führen.“ Größere Akkus wie in E-Bikes oder Autos dürfen hingegen gar nicht angenommen werden. Auch die unterschiedlichen Leuchtmittel müssen separiert werden. Während eine normale Glühbirne in den Restmüll gehört, können Teile einer Energiesparlampe wiederverwertet werden. Übrigens: Auch die Grünabfälle entsorgt die Stadt Marl nicht selbst. Diese gehen zur Vorsortierung zunächst nach Herten zur AGR/DHR. Anschließend kommen sie zu einer Bioabfallanlage nach Gescher.
Rollcontainer-Walze senkt Kosten
Stolz ist der ZBH-Chef auf die neue Rollcontainer-Walze. Diese schichtet den Sperrmüll in den Containern um, faltet einen Kleiderschrank zum Beispiel auf die Größe eines Druckers zusammen. „Das sorgt für mehr Platz im Container und spart viel Geld. Denn die Kosten für den Abtransport dieses Mülls richtet sich nach dem Volumen, nicht dem Gewicht“, erklärt Lauche. Somit würden auch die Transportkosten geringer, was wiederum den Bürgerinnen und Bürgern bei der Kalkulation der Gebühren zugutekommt. Mittlerweile seien die Fahrten beinahe um die Hälfte reduziert worden. Apropos Sperrmüll – Marl ist übrigens die einzige Stadt im Kreis Recklinghausen, in der es keine Mengenbegrenzung gibt. Sogar Abholtermine können mehrfach ausgemacht werden, während anderorts nach einer ersten Abholung im Jahr direkt Gebühren fällig sind – ein toller Service für die Menschen vor Ort…
Weitere Informationen zu Gebühren und Öffnungszeiten:
https://zbh-marl.de/