Nala - Teammitglied und Pädagogin auf vier Pfoten

Behutsam schleicht Nala durch die kleine Turnhalle des Zwergenlandes. Erste Schnupperversuche an der kleinen Bank. Dann geht es auch schon weiter zur Kuscheldecke auf dem Boden – die ist der fünfjährigen Hündin vertraut. Denn hier hat Nala ihren Platz zum Entspannen und Ausruhen. Seit rund einem Jahr ist der Golden Retriever von Erzieherin Yvonne Böcker quasi Team- und Familienmitglied in der städtischen Kindertagesstätte am Merkelheider Weg.

Mit Fell, Schwanzwedel und schleckender Zunge geht es für den neuesten Zuwachs auf vier Pfoten in der Kita durch den Raum. Ein neugieriger Blick hier, ein kurzes Schnuppern an den Beinen von Mia. Dann ist für Nala klar, sie ist in ihrem zweiten Zuhause angekommen. „Wir können Nala streicheln und ihr Leckerchen geben“, sagt die Fünfjährige. Und manchmal dürfen die Kids auch in kleinen Gruppen ganz behutsam mit dem Hund spielen. Nala ist die Hündin von Erzieherin Yvonne Böcker und ausgebildeter Therapiehund.

Golden Retriever im Zwergenland

Im Miteinander – einmal in der Woche ist der Golden Retriever im Zwergenland zu Gast – nehmen die Mädchen und Jungen so auch etwas für die eigene Wahrnehmung mit. „Außerdem wird ihnen vermittelt, dass auch Nala ein Lebewesen ist, dass es ihm gut gehen soll und dass bei dem einen oder der anderen die Angst vor Hunden genommen wird, so Yvonne Böcker. Die Fokussierung auf das Thema Aufmerksamkeit ist durch Nala positiv belegt. Dabei ist die gemeinsame Zeit natürlich keine Pflicht. „Alles beruht auf Freiwilligkeit“, sagt Jennifer Baum, Sachgebietsleitung Kindertagespflege bei der Stadt Marl. 

Nähe, Distanz und Empathie

Entsprechend groß ist die Begeisterung bei den Kindern, aber auch den Eltern (auf Wunsch dürfen diese auch gerne mal dabei sein) und dem Kita-Team. Schließlich zeigen die Rückmeldungen nach den ersten Monaten positive Effekte beim sozialen Miteinander, der sprachlichen Entwicklung sowie bei Nähe, Distanz oder Empathie und damit auch beim täglichen Miteinander in der Gruppe. So profitieren letztlich alle Beteiligten.

Ein Video zum Besuch in der Kita gibt es hier.

Nala vorsichtig bürsten

Mira, Lina, Mia, Fiona, Liah und Valeria sind an diesem Morgen auf jeden Fall in ihrem Element. Sie dürfen Nala vorsichtig bürsten und aus dem Fell anschließend kleine Bildcollagen basteln. Zwischendurch darf die Hündin auch gestreichelt werden. Sie scheint den Moment zu genießen, gibt sich ganz entspannt und gelassen. Der ganz besondere Moment wartet auf die Zwei- bis Sechsjährigen aber noch. Sternenförmig liegen sie kurze Zeit später Kopf an Kopf – Yvonne Böcker verteilt auf den Armen, Beinen und den Händen kleine Überraschungen für Nala, die sie erschnuppern und futtern kann.

Fleischstückchen als Belohnung

Ein wenig aufgeregt sind die sechs Mädchen dann schon. Doch echte Angst hat niemand. „Nala ist ganz lieb“, sagt Mia. Und Mira ergänzt: „Sie beißt ja nicht.“  Natürlich wartet anschließend ein Leckerchen – für Nala getrocknete Fleischstückchen, für die Kleinen Fruchtgummi und ein Christbaumanhänger mit Hundepfote und Knochen.

Tierschutzgedanke spielt eine wichtige Rolle

Die Kinder würden Nala gerne noch viel öfter in der Kita dabeihaben. „Mehr als ein- oder zweimal in der Woche ist dies aber nicht möglich. Nala hat einen kleinen Herzfehler und darf sich nicht überanstrengen. Schließlich spielt bei all den schönen Momenten der Tierschutzgedanke natürlich eine wichtige Rolle. Dem werden wir durch die reglementierte Zahl der Besuche gerecht“, erklärt Yvonne Böcker. Zwei Jahre absolvierte sie mit ihrer vierbeinigen Begleiterin die Ausbildung zum Therapiehund in Münster bei „SocialDogs“, belegte dabei mehrere Seminarblöcke, bestand danach die schriftliche Abschlussprüfung und den praktischen Teil.

Selbstbewusstsein stärken

Entstanden war die Idee bereits Ende 2024. „Die Kita ist an uns herangetreten und wollte gerne einen Therapiehund als inhaltliches Schwerpunktthema einführen“, sagt Jugendamtsleiter Andreas Wesche. Im Anschluss wurde ein Konzept erarbeitet, um dieses Pilotprojekt voranzutreiben und schließlich auch zu integrieren. Denn der tiergestützte Ansatz im Bereich der Therapie habe bekanntlich positive Effekte, die man gerne im Bereich der Erziehung adaptieren wollte. Im kommenden Jahr soll übrigens eine erste Auswertung stattfinden. „Letztlich“, so ist auch Kita-Leiterin Giovanna Saglimbeni  sicher „gehen die Kinder mit gestärktem Selbstbewusstsein, sozialer Kompetenz und mehr Verantwortungsgefühl nach Hause.“  Und einen „Nala-Führerschein“ gibt es auch…

Ein Video zum Besuch in der Kita gibt es hier.

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Besitzerin und Erzieherin Yvonne Böcker verteilt die Bastelmaterialien an die Kinder - mittendrin: Nala, die Golden-Retriever-Hündin. Fotos: Stadt Marl / Pressestelle

Vorsichtig erschnuppert Nala die Leckerchen.

Natürlich darf Nala auch gebürstet werden. Mira geht dabei ganz behutsam vor.

Sichtlich begeistert und mit Freude sind (v. l.) Valeria, Fiona, Lina, Mira, Mia und Liah sowie Erzieherin Elena Schalek bei der Sache.

Yvonne Böcker führt Nala ganz behutsam zu Liah.