HaLiMa: Endspurt für Hochwasserschutzprojekt

Mit einer ersten Machbarkeitsstudie begann vor genau 20 Jahren, im Jahr 2005, das wohl größte Hochwasserschutzprojekt Nordrhein-Westfalens: der Neubau der Lippe-Deiche in Haltern-Lippramsdorf und Marl (HaLiMa). Gemeinsam mit dem Lippeverband und NRW-Umweltminister Oliver Krischer gab Bürgermeister Werner Arndt den Startschuss für den Neubau eines 500 Meter langen Deiches auf der Südseite des Flusses.

„Mit der Verbesserung des Hochwasserschutzes und der Renaturierung der Lippe geht eine weitere Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität am Fluss einher. Für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet dies einen deutlichen Mehrwert. Ein Highlight der neuen blaugrünen Lippe wird sicherlich die neue Aussichtsplattform sein, die künftig interessante Blickwinkel auf die neue Lippe-Aue ermöglichen wird“, so Marls Stadtoberhaupt.

Projektkosten von 95 Mio. Euro

Seit dem ersten Spatenstich vor neun Jahren ist das 95-Millionen-Euro-Vorhaben weit fortgeschritten: Die Deiche auf der Nordseite sind bereits fertiggestellt – durch die Rückverlegung der Hochwasserschutzanlagen ins Hinterland hat die Lippe zudem bereits deutlich an Raum gewonnen. Das Großprojekt soll bis Ende 2027 fertiggestellt werden. Dann werden moderne Deiche entstanden sein, die auch einem extremen Hochwasser standhalten können, wie es statistisch betrachtet nur alle 250 Jahre auftritt – und darüber hinaus eine rund 60 Hektar große Aue, die ideale Lebensbedingungen für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bieten wird. Das blaugrüne Leben kehrt an die Lippe zurück!

Neue Deiche

Das nun gestartete Baulos umfasst räumlich den Bereich südlich der Lippe zwischen der Lippramsdorfer Straße im Osten und der Mündung des Sickingmühlenbachs in die Lippe im Westen. Die Deiche weiter westlich im Abschnitt zwischen dem Sickingmühlenbach und dem Oelder Weg hatte der Lippeverband bereits in den vergangenen Jahren neu gebaut.

Aue umfasst 18 Hektar allein im Süden

Im Norden hat der Lippeverband die neuen Deiche bereits auf einer Länge von 3,7 Kilometer erstellt, mittlerweile wurden auch die Altdeiche zurückgebaut. Bis Ende 2025 wird zudem in diesem Bereich die 42 Hektar große neue Aue fertiggestellt. „Weitere 18 Hektar Aue entstehen bis 2027 im Zuge des nun gestarteten Bauabschnittes südlich der Lippe. Vorlaufend dazu werden wir auf einer Länge von 500 Metern den neuen Süddeich bauen – auch dieser rückt weiter ins Hinterland und damit näher an den Wesel-Datteln-Kanal heran. Die neue Aue entsteht dann auf der Fläche zwischen Alt- und Neudeich“, sagt Dr. Frank Obenaus, Vorstand für Wassermanagement und Technik beim Lippeverband.

Lippe-Sohle wird angehoben

Beim Rückbau des Altdeiches fallen zirka 250.000 Kubikmeter Boden an, die zur Anhebung der Lippe-Sohle in das Gewässer eingebaut werden. Dies ist erforderlich, da sich die Lippe infolge der Industrialisierung und der damit verbundenen technischen Befestigung der Flussufer immer tiefer eingegraben hat – die durch die Begradigung der Uferabschnitte erhöhte Abflussgeschwindigkeit hatte über Jahrzehnte für eine Tiefenerosion gesorgt.

Neue Pumpwerke wurden gebaut

Die Rückverlegung der Deiche an der Lippe bedingte auch den Neubau von Pumpwerken, die sonst mitten in den neuen Auenbereichen stehen würden.Im Süden ist beispielsweise das neue Pumpwerk Marl-Bonenkamp seit 2021 am Start. Das alte Pumpwerk Bonenkamp wird nun vom Lippeverband zurückgebaut – ebenso auch das Pumpwerk Marl-Bramkamp, das künftig ersatzlos entfällt: Durch die Deichrückversetzung wird an dieser Stelle künftig kein Pumpwerk mehr benötigt. Finanziell getragen wird das Projekt vom Land Nordrhein-Westfalen und der RAG Aktiengesellschaft (RAG): Sie stemmen die Baukosten von 95 Millionen Euro im Verhältnis zwei Drittel (RAG) zu ein Drittel (Land NRW).

Blaugrünes Leben kehrt zurück

Während der Hochwasserschutz bei dem Projekt „HaLiMa“ deutlich im Vordergrund steht, ist auch der ökologische Vorteil für die Lippe nicht zu unterschätzen. Die renaturierte Flussaue hat das Potenzial, sich in den kommenden Jahren zu einem Paradies für Flora und Fauna zu entwickeln. Die neue Infrastruktur – der blaue Fluss mit grünen Ufern – soll auch für die Menschen erleb- und erfahr gemacht werden. Der Lippeverband plant daher zur weiteren Verbesserung der Aufenthaltsqualität an der Lippe den Bau einer neuen Aussichtsplattform auf der Südseite, die einen ungehinderten Blick auf die neue Aue und das Kunstwerk „Wasserstände“ von Hermann Prigann ermöglichen wird. Dieser Lippe-Balkon soll bis Mitte 2026 fertiggestellt sein und an die Römer-Lippe-Route angebunden werden.

Ökologische Umgesteltung

Das Projekt „HaLiMa“ ergänzt die Renaturierungsvorhaben des Lippeverbandes, die im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Programms „Lebendige Lippe“ umgesetzt werden und der Zielerreichung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, eines guten ökologischen Zustands der Lippe, dienen: Bereits revitalisiert wurde die Lippe beispielsweise in Hamm, in Datteln und Olfen sowie an der Mündung in den Rhein in Wesel. Darüber hinaus hat der Lippeverband in den vergangenen Jahren die Mündungsbereiche der Nebenläufe Dattelner Mühlenbach und Schermbecker Mühlenbach ökologisch umgestaltet. Zahlreiche weitere Projekte, wie etwa die Lippe-Renaturierung in Werne und Bergkamen, folgen noch in den kommenden Jahren. Das blaugrüne Leben kehrt an die Lippe zurück!

Naturschutz und Hochwasserschutz

„Dieses Projekt verbindet in beeindruckender Weise Naturschutz mit Hochwasserschutz. Auf solche Lösungen kommt es an, wenn wir uns gegen die Folgen des Klimawandels wappnen wollen. Ich danke dem Lippeverband und allen Beteiligten für ihr Engagement – gemeinsam gestalten wir hier ein Stück klimaresiliente Zukunft“, sagt Oliver Krischer, Umweltminister des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die Renaturierung der Lippe geht immer auch Hand in Hand mit einer stetigen Verbesserung der Hochwassersicherheit. Diese ganzheitliche und nachhaltige Flussgebietsentwicklung ist insbesondere im Bereich Haltern-Lippramsdorf und Marl deutlich zu erkennen". freut sich Bodo Klimpel, Landrat des Kreises Recklinghausen und Vorsitzender des Verbandsrates des Lippeverbandes.

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Spatenstich für südlichen Bauabschnitt im Hochwasserschutzprojekt "HaLiMa": (v.l.) Dr. Frank Obenaus (Technischer Vorstand des Lippeverbandes), Andreas Stegemann (Bürgermeister der Stadt Haltern am See), Werner Arndt (Bürgermeister der Stadt Marl), Liana Weismüller (Vorständin für Personal und Nachhaltigkeit beim Lippeverband), NRW-Umweltminister Oliver Krischer, Prof. Dr. Uli Paetzel (Vorstandsvorsitzender des Lippeverbandes), Michael Kalthoff (Vorstandsvorsitzender der RAG und stellvertretender Vorsitzender des Verbandsrates des Lippeverbandes) sowie Gerhard Formanowicz (Projektleiter des Hochwasserschutzprojektes HaLiMa des Lippeverbandes) gaben gemeinsam den Startschuss für den letzten großen Bauabschnitt in Haltern-Lippramsdorf und Marl. Foto: Rupert Oberhäuser/EGLV

So sah der Flussverlauf der Lippe noch 2014 aus – vor dem Start des Hochwasserschutzprojektes zum Neubau der Deiche in Haltern-Lippramsdorf und Marl. Foto: Hans Blossey / EGLV

Beim Hochwasser im Dezember 2023 waren die Auen auf beiden Seiten des Flusses überschwemmt und der alte Restdeich überflutet. Der alte Deich war zum Teil schon abgebaut, in Teilen noch vorhanden, aber in der Höhe reduziert. Der neue Deich hat seine Schutzfunktion erfüllt. Foto: Rupert Oberhäuser/EGLV

Im Norden (links im Bild) sind die neuen Deiche bereits auf einer Länge von 3,7 Kilometer erstellt und die Altdeiche zurückgebaut. Bis Ende 2025 wird in diesem Bereich die 42 Hektar große neue Aue fertiggestellt. Auf dem Landstück zwischen Lippe und dem Wesel-Datteln-Kanal (rechts im Bild) entstehen weitere 18 Hektar Aue bis 2027 im Zuge des nun gestarteten Bauabschnittes südlich der Lippe. Vorlaufend baut der Lippeverband hier auf einer Länge von 500 Metern den neuen Süddeich. Foto: Rupert Oberhäuser/EGLV