Bewegender Abschied vom Bergbau

|   Wirtschaft und Arbeit

Mit einer bewegenden Feier hat sich heute der Bergbau nach über 116 Jahren aus Marl verabschiedet. "Wir lassen das nördliche Ruhrgebiet auch nach dem Ende des Bergbaus nicht im Regen stehen", versprach Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.

Auguste Victoria ist eine Erfolgsgeschichte

Kraft hatte es sich nicht nehmen lassen, die Leistungen des Bergwerks Auguste Victoria (AV) und der Kumpel persönlich zu würdigen. "Die Erfolgsgeschichte von AV wäre ohne die Menschen, die hier hart gearbeitet haben, nicht möglich gewesen", zollte die Ministerpräsidentin den Marler Bergleuten ihren Respekt. "Wandel und Innovation" seien die Grundlage für den Erfolg von AV, so Kraft. Die Existenz des Bergwerks sei mitentscheidend für die Entstehung des Chemiepark Marl gewesen, ohne den Bergbau würde es "das Zukunftsland Nordrhein-Westfalen und Deutschland" nicht geben, sagte Kraft, die im traditionellen Bergmannskittel zu den Kumpeln und geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft sprach.

Ruhrgebiet bleibt innovative Wirtschaftsregion

Das Ruhrgebiet, so Kraft, werde weiterhin "eine innovative Wirtschaftsregion" bleiben, und die Landesregierung werde das nördliche Ruhrgebiet nach dem Aus für den Bergbau "nicht im Stich lassen". In Marl habe man bereits frühzeitig begonnen, die Weichen für eine gewerblich-industrielle Folgenutzung des Geländes von AV 3/7 zu stellen. Dieses "starke Vorhaben" zeige, "dass hier niemand den Kopf hängen lässt, sondern die Zukunft in die eigenen Hände nimmt", sagte die Ministerpräsidentin.

Ein trauriger Tag für Marl

Bürgermeister Werner Arndt sprach von einem "traurigen Tag für Marl". "Der Abschied von Auguste Victoria erfüllt uns alle mit großer Wehmut". Der Bergbau habe Marl und der Region Wachstum und Wohlstand gebracht und die Entwicklung der Stadt geprägt. "Ohne den Bergbau wäre Marl nicht die Stadt, die sie heute ist", sagte Arndt. Die "beispielhafte Solidarität der Kumpel" habe Marl "zu einer toleranten und solidarischen Stadt" gemacht. "Wir danken euch für eure aufopfernde Arbeit und alles, was ihr zum Wohl unserer Stadt beigetragen habt", sagte Arndt an die Adresse der Bergleute. "Wir sind stolz auf euch!"

Bergleute behalten festen Platz im Herzen der Marler

Marl werde auch über den heutigen Tag hinaus eng mit dem Bergbau verbunden bleiben. Arndt: "Auguste Victoria wird einen festen Platz im Geschichtsbuch unserer Stadt einnehmen, und unsere Bergleute immer einen festen Platz im Herzen der Marlerinenne und Marler haben".

Chance für Neubeginn

Das Aus für die heimische Kohle erschüttere Marl "bis in Mark" und sei "energie- und beschäftigungspolitisch eine falsche Entscheidung", sagte Arndt unter dem Beifall der Zuhörer. Das Ende der Kohleförderung sei aber auch eine Chance für einen Neubeginn. Stadt, RAG und Evonik wollen das Gelände der Schachtanlage AV 37/ nun zu einem Gewerbe- und Industriepark mit bis zu 1.000 Arbeitsplätzen entwickeln. Arndt: "Erste Ergebniss einer Machbarkeitstsudie stimmen uns zuversichtlich, dass wir unsere ambitionierte Vision zugüg verwirklichen können".

Bergbau wird Strukturwandel fördern

Bernd Tönjes, Vorstandsvorsitzender der RAG Aktiengesellschaft, nannte die Schließung des Bergwerks "ein einschneidendes Ereignis" und lobte die hohe Motivation der Belegschaft, die bis zum letzten Tag "alles gegegeben habe". Der Bergbau werde weiterhin ihren Beitrag zum Strukturwandel in der Region leisten, kündigte der RAG-Chef an.

"Wir gehen mit Wehmut, aber mit Stolz"

Sichtlich bewegt und den Tränen nahe war Gesamtbetriebsratsvorsitzender Norbert Maus, als er den Kumpeln für ihr großes Vertrauen dankte und feststellte: "Wir gehen mit Wehmut, aber mit Stolz". Ähnlich äußerte sich auch der Vorsitzende der Gewerkschaft IGBCE, Michael Vassiliadis. "Selbst wenn wir heute einen traurigen Tag in der Geschichte des Steinkohlenbergbaus markieren müssen, ist unser Selbstbewusstsein ungebrochen. Trotz aller Schwierigkeiten haben wir Grund zur Zuversicht. Wir wollen Nordrhein-Westfalen als Industriestandort erhalten und stärken."

Königsblaues Herz und steinkohlenschwarze Seele

Der heutige Tag sei auch ein schwarzer Tag für Schalke 04, sagte dessen Geschäftsführer Peter Peters. "Unser Herz schlägt königsblau, aber auch wir haben eine steinkohlenscharze Seele". Der Bergbau sei die Wiege des Vereins. "Das vergessen wir Schalker nie". Peters: "Wir haben von euch gelernt, was es bedeutet, Mannschaftsspieler zu sein und dass ein Abstieg nicht das Ende bedeutet", bekundete er seine Solidarität mit den Bergleuten.

Der Bergbau in Marl ist Geschichte

Nach einem letzten Glückauf! von Bergwerksleiter Jürgen Kroker, dem Steigerlied und dem Schicht-Ende-Signale war Schicht am Schacht auf AV. Ab dem 1. Januar 2016 wird der Bergbau in Marl endgültig Geschichte sein. Dann wird es im Ruhrgebiet, der Wiege des Steinkohlenbergbaus - nur noch das Bergwerk Prosper Haniel in Bottrop geben, das 2018 seine Pforten schließt.

Weitere Informationen, Fotos und Dokumente

Ausgewählte Medienberichte:

"Tagesthemen" (ARD) vom18.12.2015

"Aktuelle Stunde" (WDR) vom 18.12.2015

"Heute" (ZDF) vom 18.12.2015

Daten, Dokumente, Fotostrecken:

Abschied vom Bergwerk Auguste Victoria (RAG)

Das Spezial zu Auguste Victoria (Marler Zeitung / Medienhaus Bauer)

Marl sagt dem Bergbau ade (Veranstaltungen in Marl 2/2015)

Rede von Bürgermeister Werner Arndt zur Einstellung der Förderung auf AV

Interview mit Bürgermeister Werner Arndt zum Abschied vom Bergbau (Sonderausgabe der Mitarbeiterzeitschrift STEINKOHLE)

Zurück

Ministerpräsident Hannelore Kraft nahm gemeinsam mit Vertretern des Bergbaus und Ehrengästen aus der Politik den letzten Kohlebrocken für die letzte Lore auf Auguste Victoria in Empfang. Fotos: Stadt Marl / Ralf Deinl

Dank an die Bergleute von AV: Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Bürgermeister Werner Arndt fanden bewegende Worte für die Kumpel.

Zum Abschied von AV: Bergleute und Mitglieder der Grubenwehr posieren gemeinsam mit den zahlreichen prominenten Gästen fürs Fotos.