Gute Netzwerkgespräche
Mit dem Wirtschaftsempfang vertiefen der Wirtschaftsclub Marl und die Stadt Marl seit vielen Jahren den Dialog mit den vor Ort engagierten Unternehmen und bieten ein Forum für gute Netzwerkgespräche. Auch am Donnerstag gab es einen intensiven Meinungsaustausch zur wirtschaftlichen Lage in Marl. „Die Industrie im nördlichen Ruhrgebiet steht vor enormen Herausforderungen – von hohen Energie- und Rohstoffkosten bis hin zu wachsendem Wettbewerbsdruck“, sagte Uta Heinrich. „Gerade jetzt brauchen wir entschlossenes politisches Handeln und eine starke Wirtschaftsförderung, um unsere industriellen Kerne zu sichern und die innovativen, gut aufgestellten mittelständischen Unternehmen in unserer Region gezielt zu unterstützen. Nur im Schulterschluss von Politik, Verwaltung und Wirtschaft kann der Strukturwandel erfolgreich gestaltet werden.“
Stabile wirtschaftliche Entwicklungen
Bürgermeister Thomas Terhorst dankte in seiner Ansprache dem Wirtschaftsclub Marl für die hervorragende Ausrichtung des Events. „Die Veranstaltung schafft einen wichtigen Rahmen für gute Gespräche und neue Impulse.“ Terhorst hob die aktuell herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hervor – von steigenden Projektkosten über sinkende kommunale Einnahmen bis hin zu den Belastungen des kommunalen Haushalts. Gleichzeitig machte er deutlich, dass Marl trotz globaler Krisen auf bemerkenswert stabile wirtschaftliche Entwicklungen blicken könne. „Wir stehen mitten im Strukturwandel, und dennoch zeigt unsere Stadt eindrucksvoll, wie viel wirtschaftliche Stärke in ihr steckt“, sagte Terhorst. „Das verdanken wir vor allem unserem starken Mittelstand, der mit Tatkraft und Innovationsgeist Zukunft schafft. Gemeinsam werden wir weiter dafür arbeiten, dass Marl ein attraktiver Ort für Unternehmen, Fachkräfte und Investitionen bleibt.“
Sorge um Chemieindustrie
Der Bürgermeister betonte außerdem die Bedeutung eines attraktiven Wohnungsmarkts für Marl. Neue, gut angebundene und bezahlbare Wohngebiete sowie die Modernisierung bestehender Quartiere seien entscheidend, um Fachkräfte zu halten und zu gewinnen. Breiten Raum nahm die angespannte Lage der Chemiebranche ein. Terhorst warnte, dass ungleiche Wettbewerbsbedingungen gegenüber Standorten ohne CO2-Vorgaben die heimische Industrie stark unter Druck setzen. Dies könne besonders für den Chemiepark Marl weitreichende Folgen für Arbeitsmarkt und kommunale Einnahmen haben. Gleichzeitig bleibe der Standort ein „stabiler Anker für Beschäftigung“.
Gate.ruhr als Schlüsselprojekt
Positiv bewertete Terhorst die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen: Marl bleibe ein starker Arbeitsmarktstandort. Mit Projekten wie gate.ruhr und der Ansiedlung von Thalia entstünden wichtige Impulse für Wertschöpfung und neue Arbeitsplätze. Gate.ruhr sei ein Schlüsselprojekt des regionalen Strukturwandels. Terhorst unterstrich zudem die Bedeutung der interkommunalen Zusammenarbeit. Gemeinsam mit Dorsten solle der Industriepark um die Fläche „Schwatten Jans“ erweitert werden, zudem biete das Areal Schacht 8 im Grenzbereich zu Haltern am See weitere Perspektiven für neue Gewerbe- und Industrieareale.
Ausblick auf Kapitalmarkt
Einen Ausblick auf den Kapitalmarkt 2026 wagte Hauptredner Gerald Flanz, Head of Regional Sales Deutsche Bank und Postbank. „Die Kapitalmärkte befinden sich aktuell in einem komplexen Spannungsfeld aus Zinspolitik, geopolitischen Unsicherheiten und tiefgreifenden technologischen Umbrüchen“, so Flanz. „Deutschland nimmt so viele neue Schulden auf wie seit Jahren nicht mehr, und die Märkte ringen damit, welche Auswirkungen dies auf Inflation, Wachstum und künftige Anlagestrategien haben wird. Gleichzeitig erleben wir mit der Künstlichen Intelligenz eine technologische Revolution, die nicht nur Branchen, sondern ganze Geschäftsmodelle in rasanter Geschwindigkeit verändert.“
Sponsoren
Der Wirtschaftsempfang wurde in diesem Jahr unterstützt von der Volksbank Marl-Recklinghausen, Deutsche Bank, Sparkasse Vest, Bestattungsunternehmen Kaczor, Bauunternehmung Karl Fromme GmbH & Co. KG, Georg Neubauer GmbH, H&W Tiefbau GmbH & Co. KG und Westenergie.
