„Kassandra" eröffnet das Kulturhauptstadtjahr

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Das Kulturhauptstadtjahr 2010 wird im Theater Marl mit einer Premiere des Westfälischen Landestheaters Castrop Rauxel eröffnet: Am 8. Januar spielt Julia Gutjahr in der dramatisierten Fassung der Erzählung von Christa Wolf die tragische und vom Sonnegott verfluchte Hauptfigur „Kassandra".

Kassandra, Tochter des trojanischen Königs Priamos und der Hekabe, wurde vom Gott Apollon, der sich in sie verliebt hatte, mit der Gabe der Vorhersehung beschenkt. Kassandra aber verschmähte ihn. Der Sonnengott rächte sich daraufhin bitterlich, indem er sie verfluchte: Niemand wird ihren Vorhersagen je Glauben schenken. Nach Ende des Krieges um Troja ist Kassandra in griechische Gefangenschaft geraten. Während sie auf den Tod, erzählt sie, was sie mit ansehen musste und nicht verhindern konnte: die Morde, die Grausamkeiten, den Krieg.

Sie berichtet von ihrem vorgetäuschten Wahnsinn und dem Schmerz, der sie überwältigte, als sie hilflos erkennen musste, dass Troja dem Untergang geweiht ist. Sie erzählt von Aineias, der sie zu sich genommen hatte und an den sie immer dachte, wenn sie mit einem Mann schlief. Sie erzählt von dieser großen Liebe und von den Zeiten des Glücks, die sie erleben durfte. Und dem sie nicht folgte. Sie erzählt und erzählt - und entwirft dabei das gewaltige Bild einer egoistischen und kriegerischen Gesellschaft, in der sich alle immer ähnlicher werden. Es entsteht das Bild vom Leben einer Frau aus der Oberschicht, die zur Außenseiterin wird, die kaum jemand ernst nimmt und die zum Objekt gemacht wird - und deswegen den Tod wählt.

Christa Wolf ist eine der bekanntesten deutschen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Ihr 1983 entstandener und von ihr selbst als Erzählung bezeichneter Text „Kassandra" ist eine eindrucksvolle Abrechnung mit einer Gesellschaft, wie sie aktueller nicht sein könnte. Christa Wolf skizziert in der Erzählung die bis heute wirkenden Mechanismen der Kriegsführung aus der Sicht einer Frau, für die politische Fehlentscheidungen auch immer persönliche Mängel zur Folge haben.

Regisseurin Tatjana Fernau erstellte und inszenierte für das Westfälische Landestheater eine Fassung der bekannten Erzählung, die sich behutsam und auf sehr intime Weise mit Kassandra und ihren Erlebnissen beschäftigt und einen dramatischen Theaterabend verspricht!

Die Karten sind ab sofort im i-Punkt Marler Stern, Montag bis Freitag 9.30 Uhr bis 18 Uhr, Samstag 9.30 Uhr bis 13 Uhr, Telefon: 0 23 65 / 99 43 10 erhältlich.

 

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Julia Gutjahr spielt "Kassandra".