Offenbar hat der Bundesbank-Vorstand und frühere Berliner Finanzsenator mit seinen äußerst polemischen Vorwürfen gegenüber sozial benachteiligten Minderheiten thematisch wie politisch-inhaltlich den Zeitgeist getroffen. Diskutiert wird darüber, ob es sich bei den Thesen Sarrazins um einen mutigen Tabubruch oder um Rassismus, Sozialdarwinismus und Rechtspopulismus handelt.
Für eine Jagd auf Sündenböcke - so Butterwegge - bieten sich in der globalen Finanzmarkt- und Weltwirtschaftskrise die Muslime aufgrund ihres schlechten Images nach dem 11. September 2001 besonders an. Das von Sarrazin besetzte Thema der „Islamisierung" und der „kulturellen Überfremdung" rücken alle Rechtsaußengruppierungen seit geraumer Zeit in den Mittelpunkt ihrer Agitation und Propaganda. Nur ein aufgrund seiner herausgehobenen beruflichen Stellung prominenter Demagoge wie Sarrazin ist jedoch in der Lage, bürgerlich-seriös aufzutreten und Verbündete in etablierten Kreisen zu finden. Nachdem die extreme Rechte in der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Österreich und Ungarn die soziale Verunsicherung der Mittelschicht bereits erfolgreich für sich zu nutzen wusste, ist deshalb zu fragen, ob sich in Sarrazins Schatten auch bei uns ein neuer Rechtspopulismus herausbildet.
Veranstalter des Informations- und Diskussionsabend sind die insel, das Evangelische Sozialseminar Marl-Hüls, die GEW und Arbeit und Leben. Der Eintritt ist frei.