Musikalischer Brückenschlag zwischen zwei Kulturen

In rotem Gewand zieht ein Sufi-Derwisch-Tänzer seine kreisende Bahn. Sein ritueller Tanz trifft auf die Musik der jüdischen Klezmer-Tradition: „Klezmer meets Sufi“. Im Rahmen der Konzertreihe „The Jewish Touch“ erleben Musikfreunde am 27. November im Theater Marl eine außergewöhnliche Veranstaltung, die Elemente aus der islamischen, jüdischen und auch westlichen Musiktradition miteinander verbindet.

Klassiker im vielseitigen Repertoire

Der Wuppertaler Klarinettist Reinald Noisten, Gründer des gleichnamigen Ensembles, hatte sein Schlüsselerlebnis bei einem Meisterkurs mit dem weltberühmten Klezmer-Star Giora Feidmann im Jahr 1998. Seitdem richten Reinald Noisten und das von ihm gegründete Ensemble mit Claus Schmidt (Gitarre), Andreas Kneip (Kontrabass) und Shanmugalingam Devakurupara (Perkussion) ihr Interesse auf die Vereinigung von unterschiedlichen Musiktraditionen. Das Programm „Klezmer meets Sufi“, das in Marl zur Aufführung kommt, ist längst ein Klassiker im vielseitigen Repertoire des Ensembles Noisten. Es erweitert die Stammbesetzung um den Sufi-Derwisch-Tänzer Talip Elamsulu.

Mehr Verbindungen als Abgrenzungen

Eine weitere wichtige Rolle spielt Murat Cakmaz auf der orientalischen Ney-Flöte. Die Improvisationen auf diesem Instrument weisen dem Tänzer den Weg in einen Trancezustand. Genau da setzt die Sufi-Mystik an. Das Ensemble Noisten bringt die Trancekultur der Sufi mit der musikantischen Spielfreude des jüdischen Klezmer in einen munteren Diskurs, zumal es zwischen diesen Kulturen mehr Verwandtschaften und Verbindungslinien als (ideologische) Abgrenzungen gibt. Historisch belegte Beispiele gibt es reichlich: So wurde der Überlieferung nach vor langer Zeit ein jüdischer Kaufmann bei der Durchreise von einem islamischen Beduinen empfangen. Beim gemeinsamen Musizieren lehrte der Beduine dem Kaufmann ein Musikstück mit dem Titel „Zemer Atik“. Diese alte Melodie sollte zu einem der populärsten Musikstücke der jüdischen Kultur werden.

Ensemble spielte auf großen Festivals

Seit seiner Gründung hat das Ensemble Noisten seine akzentuierten Konzertprogramme an zahlreichen Veranstaltungsorten und auch auf großen Festivals gespielt: unter anderem beim Klezmerfestival Fürth, bei den Heilig-Rock-Tagen im Trierer Dom, bei den Darmstädter Residenzfestspielen oder beim Cross-the-Borders-Festival im Aachener Dom. Ebenso gerne verbindet Reinald Noisten die Musik mit der Literatur. Über die Israel-Stiftung Recklinghausen kam es zu gemeinsamen Auftritten mit der bekannte Schauspielerin und Grimme-Preisträgerin Hannelore Hoger. Unter dem Titel „Long clarinets short stories“ pflegte Rainald Noisten eine Zusammenarbeit mit dem auch in Marl bestens bekannten Saxofon/Klarinetten-Duo Katharina Bohlen und Claudius Reimann. Ein großes Highlight war der Auftritt in der Wuppertaler Stadthalle im Jahr 2017 mit großer Orgel. Sämtliche Programme des Ensemble Noisten liegen auf mittlerweile sieben hochwertigen CDs vor.

Karten im i-Punkt erhältlich

Die Konzertreihe Jewish Touch wird unterstützt von der Kluth-Stiftung. Karten für das Kammerkonzert am Samstag, 27 November 2021, um 19 Uhr im Theater Marl sind ab sofort erhältlich im i-Punkt im Einkaufszentrum Marler Stern (montags bis freitags von 9.30 bis 18 Uhr, samstags von 9.30 bis 13 Uhr, Telefon 02365/99-4310). Es gelten aktuell die 2 G-Regel (geimpft, genesen oder getestet) sowie die Hygiene- und Abstandsregelungen. 

Zurück

Der Derwisch-Tanz – ein Sufidrehtanz – geht zurück auf Mevlana Rumi, dem großen Mystiker des Islams. Der Drehtanz des Derwischs - hier dargestellt von Talip Elamsulu - stellt in vollendeter Form die spirituelle Reise des Menschen zu Gott und seine Rückkehr als Dienender dar. Foto: © Ensemble Noisten