Neue Perspektiven
„Ein erfolgreicher Abschluss des Pilotprojektes würde Marl und anderen Kommunen neue Perspektiven für eine nachträgliche Ausstattung von Fußgängerüberwegen eröffnen und käme vor allem sehbehinderten und blinden Menschen zu Gute“, sagte Bürgermeister Werner Arndt bei der Präsentation der sogenannten taktilen Bodenleitsysteme an der Fußgängerampel Ovelheider Weg / Georg-Herwegh-Straße / Mozartstraße. „Daher sind wir gern Partner dieses einmaligen Pilotprojektes in Nordrhein-Westfalen.“
Kostengünstige Alternative
Bodenleitindikatoren können von blinden oder sehbehinderten Menschen mit dem Langstock oder durch die Schuhsohlen ertastet werden und leiten sie sicher zum Ampelmast mit dem Taster und zum Bordstein. Üblicherweise werden die Indikatoren als Formsteine eingebaut. Das ist relativ aufwändig und kostenintensiv. Im Vergleich dazu lassen sich die taktilen Kunststoff-Elemente der Swarco-Gruppe mit deutlich geringem Aufwand aufkleben und bestehende Überwege so kostengünstiger blindengerecht umgestalten. Swarco-Vertriebsleiter Daniel Wittich und Verkehrsplaner Udo Lutz von der Stadt Marl haben nur wenige Stunden benötigt, um die taktilen Elemente an der Fußgängerampel in der Nähe der Martin-Luther-King-Schule anzubringen.
Hohe Flexibilität
Die Ampelanlage ist damit vollkommen barrierefrei und blindengerecht. Die Bordsteine sind abgesenkt, es gibt einen sogenannten Taster für die Anforderung des Grün-Signals, eine akustische Bestätigung für die Signal-Anforderung („Danke, gleich wird’s grün“) und das - probeweise angebrachte - taktile Bodenleitsystem. "Unser Bodenleitsystem EUROTAC unterscheidet sich von den bislang bekannten Systemen nicht nur durch die schwarz-weiße und damit besonders für sehbehinderte Menschen so wichtige kontrastreiche Oberfläche, sondern auch durch eine hohe Flexibilität beim Einsatz. Unsere Leitlinien und Aufmerksamkeitsfelder sind selbstklebend und können sowohl im Innen- als auch im Außenbereich eingesetzt werden“, sagt Swarco-Vertriebsbeauftragter Peter Liske.
Härtetest für weitere Einsatzfelder
„In Marl wollen wir vor allem die Haltbarkeit und Praktikabilität unseres Produkts unter Alltagsbedingungen auf Herz und Nieren prüfen“.
Bei einem positiven Testergebnis wären die Bodenleitindikatoren aus Kunststoff für Verkehrsplaner Udo Lutz möglicherweise auch eine Alternative für die bevorstehende barriere- und blindengerechte Umgestaltung der Bushaltestellen. Während andere kreisangehörige Städte noch nach Möglichkeiten der Finanzierung suchen, hat Marl bereits 900.000 Euro aus dem Konjunkturpaket III bereitgestellt. Udo Lutz: „Bei Verwendung der Bodenindikatoren aus Kunststoff könnten sicherlich einige Haltestellen mehr blindengerecht nachgerüstet werden“. Vorausgesetzt natürlich, die Kunststoff-Indikatoren erweisen sich als alltagstauglich. In Kürze wird die Stadt die Indikatoren daher auch an zwei Bushaltestellen an der Halterner Straße in Marl-Sinsen testen.
"Es gibt noch Nachholbedarf"
Einen ersten Härtetest haben die Kunststoff-Indikatoren bereits überstanden. Bei der Präsentation testeten Mitglieder Dr. Cornelia Tollkamp-Schierjott und Rolf Real vom Blinden- und Sehbehinderten-Verband Recklinghausen und Mitglieder des städtischen Seniorenbeirats die taktilen Elemente eingehend. „Es ist gut, dass hier etwas für die Sicherheit von blinden und sehbehinderten Menschen getan wird“, sagt Dr. Tollkamp-Schierjott. Denn: „Es gibt noch Nachholbedarf“, so Rolf Real.
"Gute Hilfe für ältere Menschen"
„Bodenleitindikatoren sind eine wichtige Orientierung für sehbehinderte und blinde Menschen, sie sind aber auch für ältere Menschen eine gute Hilfe“, sagt Vorsitzender Klaus Kahl - und findet die damit ungeteilte Zustimmung bei den Beiratsmitgliedern.