Blick hinter die Kulissen beim Tag der Städtebauförderung

Die Gerüste an den beiden Türmen sind abgebaut – es geht voran bei der Sanierung des Marler Rathauses. In den vergangenen Wochen und aktuell im Rahmen des Tages der Städtebauförderung konnten sich bei einigen Führungen wieder zahlreiche Interessierte eine Übersicht zum Baufortschritt machen und einen Blick hinter die Kulissen werfen – ebenso wie zu Marschall 66 und bei einer Bilderausstellung zur Stadtmitte im Türmchen.

„Das Angebot wird von den Bürgerinnen und Bürgern sehr gut angenommen. Zudem bleiben wir durch die Führungen in puncto Arbeiten für die Menschen in Marl transparent“, freut sich Bürgermeister Werner Arndt über die große Resonanz. Und sogar zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der unterschiedlichen Unteren Denkmalbehörden im Kreis Recklinghausen ließen sich in der Vergangenheit die Besuchsmöglichkeit nicht entgehen.

"Lebendige Orte, starke Gemeinschaften"

Der Tag der Städtebauförderung stand unter dem Motto "Lebendige Orte, starke Gemeinschaften". Rund 600 Städte und Gemeinden hatten deutschlandweit zu zahlreichen Aktionen eingeladen. Neben den Rathausbesichtigungen bestand in Marl auch die Möglichkeit, das Projekt Marschall 66 einmal aus der Nähe zu betrachten. 

Rundgang durch Marschall 66

Gemeinsam mit Claas Frein, Leiter des Amtes für Gebäudemanagement, erklärte Projektleiterin Aycan Buyruk vom Amt für Gebäudemanagement während des Rundgangs, in welchem Teil zukünftig die Groß-Skulpturen ihren Platz finden und wo die Künstlerwohnung entstehen sollen, wie sich die Eingangssituation verändern wird, in welchem Bereich das Café geplant ist und wo die Zentralbibliothek ihre neue Heimat finden wird.

Wissenswertes zur Historie

Beim zweiten Rundgang-Angebot erläuterten Rathaus-Projektleiter Christian Stojek und Claas Frein nicht nur Zeitplan und Ablauf der Arbeiten, sondern blickten auch zurück in die Historie des Gebäudes und seiner Entstehung. So gab es neben der Erklärung zu Material, Größe und Planung auch jede Menge Infos zur Entstehung des Rathauses und zum Weg des Prozesses bei Denkmalschutz sowie zu der damaligen Idee, die dem Architekturplan zugrunde gelegen hatte sowie.

Vier Türme waren einst geplant

Erste staunende Gesichter gab und gibt es bereits nach dem Start, wenn Christian Stojek auf die Fundamente zeigt, auf denen ursprünglich zwei weitere Türme mit bis zu zwölf Stockwerken entstehen sollten. Das hat sich bekanntlich zwar zerschlagen, doch nicht minder beeindruckt zeigten sich die Besucherinnen und Besucher vor allem von der Dimension der Baustelle – rund 24.000 Quadratmeter an Flächen gilt es zu sanieren. „Brechen wir diese Zahl auf Einfamilienhäuser herunter, würde dies bedeuten, dass wir etwa 200 Gebäude sanieren müssten“, so Christian Stojek. Überraschte Gesichter gab es auch bei der Begehung der Kellerräume,  die einem imposanten Labyrinth gleichen. Tausende Meter Rohrleitungen und Kabelschächte beginnen dort ihre Reise durch das Bauwerk.

Gebäudetechnik auf dem neuesten Stand

In einigen Etagen der Türme sind die Arbeiten mittlerweile so weit fortgeschritten, dass die Aufteilung der Büroräume zu erkennen ist. Die jeweilige Größe von nur wenigen Quadratmetern hält sich zwar in Grenzen, dafür sind die Fensterfronten erneuert und die Infrastruktur der Gebäudetechnik (Klima, Elektro, IT etc.) gut zu erkennen. Christian Stojek weiter: „Technisch wird das Rathaus auf dem neuesten Stand gebracht – energietechnisch arbeiten wir in den Türmen nicht mehr mit klassischen Heizradiatoren, sondern mit einer Heiz- und Kühldecke.“

Denkmalschutz spielt entscheidende Rolle

In der ehemaligen Zahlstelle und im Zentralgebäude gab es anschließend jede Menge Hintergrundinformationen zum Thema Denkmalschutz (selbst die Farben für den neuen Anstrich wurden abgestimmt) und warum es zwangsweise immer mal wieder zu Verzögerungen kommen kann – Stichwort freigelegte Schadstoffe. „Wenn belastete oder giftige Materialien freigesetzt werden, können wir nicht einfach weitermachen wie bisher, sondern müssen genau abwägen wie wir damit umgehen – so geschehen zum Beispiel im Bereich zwischen Türrahmen und Außenfassade“, erklärt Class Frein. Gleiches gelte bei Statikproblemen, die im Vorhinein nicht absehbar waren. Doch aktuell liegt die Baustelle im Zeitplan.

Afzelia-Holz an den Wänden

Während von Besuchern schon zu den normalen Öffnungszeiten im Rathaus die wunderbar und aufwendig gearbeiteten Mosaikwände ins Auge stachen, erhielten die holzverkleideten Bereiche eher weniger Beachtung. „Dabei handelt es sich um eine ganz besondere Holzart, die auch die Denkmalbehörde hervorhob“, sagt Christian Stojek. Denn das Afzelia-Holz gehört seit Jahrzehnten zu den bekanntesten Importhölzern aus Afrika. Das Holz hat extrem gute physikalische Eigenschaften kombiniert mit einer hohen natürlichen Dauerhaftigkeit – ein attraktives Erscheinungsbild. Dementsprechend werden nicht nur die Paneele restauriert, sondern in einer Art Sisyphusarbeit auch zahlreichen Tür- und Fensterrahmen en Detail in Stand gesetzt.

Kontrollierter Handel

Dementsprechend wurde es im vergangenen Jahrhundert auch im Rathaus verbaut und wird aktuell erhalten. Mittlerweile unterliegt Afzelia jedoch den Bestimmungen des Washingtoner Artenschutzabkommen und unterliegt einem kontrollierten Handel.

Arbeiten im Sitzungstrakt

In vollem Gange sind mittlerweile auch die Arbeiten am und im Sitzungstrakt, nachdem es dort wegen Falschbohrungen an der Fassade vor einigen Monaten zu Verzögerungen gekommen war. „Wir mussten sicherstellen, dass keines der Spannseile der Spannbetonbauteile beschädigt wurde. Ansonsten hätte die Gefahr bestanden, dass  der gesamte Gebäudeteil zusammenbrechen könnte“, erklärt Claas Frein. Der Amtsleiter  erläuterte anschließend noch die Planung zum Creiler Platz, wo der  Denkmalschutz bekanntlich ebenfalls Berücksichtigung findet.

Grafiken zur Stadtmitte

Im Rahmen des Aktionstages rund um die Städtebauförderung hatte die Stadt Marl darüber hinaus eine kleine Fotoausstellung in den Schaufenstern des Türmchens organisiert. Dort konnten interessierte Besucherinnen und Besucher sich optisch mit starken Motiven der Fotografin Susanne Feind, aber auch anhand einiger Gestaltungsgrafiken von den vielfältigen Projekten in der Stadtmitte inspirieren lassen. 

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Sehr beliebt sind nach wie vor die Rathausführungen. Fotos: Stadt Marl / Pressestelle

Am Tag der Städtebauförderung gab es auch Führungen durch Marschall 66.

Beeindruckende Zahlen lieferte Projektleiter Christian Stojek zum Marler Rathaus.

Am Türmchen gab es eine Ausstellung mit Motiven der Fotografin Susanne Feind und mit Gestaltungsgrafiken der vielfältigen Projekten in der Stadtmitte.