Nach einer beispiellosen Ur-Aufführung am 2. November 1961 am Schauspielhaus Zürich ist „Andorra" eines der meistgespielten Stücke weltweit . Das Theater Osnabrück bringt das Stück von Max Frisch in zwölf Bildern am Donnerstag, 25. Februar 2010, um 20 Uhr auf die Marler Bühne.
Diskriminierung und Vorurteile
Die Kritik an seinem Heimatland, der Schweiz, in Hinsicht auf die antisemitische Einstellung lässt Frisch immer wieder - wenn auch versteckt - durchblicken. Hinter der weißgetünchten, unschuldigen Fassade der Stadt Andorra lebt ein junger Mann, Andri (Steffen Gangloff), der für einen Juden gehalten wird. Unter der Geschichte seiner vermeintlichen Herkunft erlebt er die Diskriminierung und Vorurteile, unter denen er zusammen zu brechen droht, bis hin zu Toleranz und Legitimation von Verbrechen ihm gegenüber. Er wird auf sein Verhältnis zum Geld kritisiert, würde ständig nur an Finanzielles denken - so wie alle Juden. Das Wort „Vaterland" wird aus seinem Munde längst nicht mehr für bare Münze genommen, denn unter den Andorranern bekannt, hat ein Jude kein angeborenes Vaterland, sonder nur ein gekauftes. Immer wieder prüft Andri die ihm zur Last gelegten Aspekte, bis er sie sich selbst eingesteht.
"Andorra" beweist Aktualität
Auch nach knapp 50 Jahren beweist Frischs „Andorra" noch Aktualität und hat sich der Bezeichnung der „historischen Fabel" längst entzogen. Da ist es nur angebracht, dass Jürgen Bosse sich bei der Inszenierung „alle zwanghafte Aktualität verkneift und den allgemeingültigen Charakter dieses Klassikers betont", so die Presse. Ohne Schnörkel und mit einer sinnvoll gewählten Straffung des Texts gelingt dem Regisseur eine Fokussierung auf gesellschaftliche Mechanismen wie Vorurteile und Ausgrenzung.
Osnabrücker Ensemble
Durch das perfekt besetzte Osnabrücker Ensemble werden die Charaktere in all ihrem Facetten-reichtum herausgearbeitet: Ein Doktor (Jan Schreiber), der für das Versagen der intellektuellen Schicht steht, ein kollaborierender Soldat (Oliver Meskendehl) oder der Pater (Thomas Schneider), der als einziger etwas seiner Menschlichkeit preisgibt.
Um 19.30 Uhr findet im Theatersaal eine Einführung in das Stück statt.
Kartenverkauf
Karten sind im i-Punkt Marler Stern, Montag bis Freitag, 9.30 Uhr bis 18 Uhr, Samstag, 9.30 Uhr bis 13 Uhr unter Telefon (0 23 65) 99 43 10 oder eine Stunde vor Vorstellungsbeginn an der Abendkasse erhältlich.